Seit Jahresanfang 2020 gilt für Fahrzeug-Hersteller die neue Typengenehmigung Euro 6d. In rund 7 Wochen tritt sie auch für alle Neuzulassungen in Kraft. Für Schweizer gilt dies für Neufahrzeuge mit dem 1.1.2021 als Datum des Zollstempels beim Import in die Schweiz. Es dürfen dann auch nur noch Neuwagen mit dieser Abgasnorm importiert werden.
Was ist neu an der Euro-Norm 6d?
Im September 2017 wurde mit der Norm 6c das bisherige Messverfahren NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) – bei dem die Abgaswerte unter Laborbedingungen ermittelt wurden – durch das verschärfte Prüfstands-Messverfahren WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) abgelöst.
Gleichzeitig wurde die Euro-Norm 6d-Temp eingeführt. Bei ihr wird die Messung der Abgase mit dem RDE-Zyklus (Real Driving Emissions) vorgenommen. Die Testung im Realbetrieb soll die Einhaltung der Normen auch auf der Strasse gewährleisten. In den Testzyklen wird mit höheren Geschwindigkeiten und länger gefahren. Ausserdem fliessen Effekte von Sonderausstattungen und Fahrsituationen in die Messung ein. Die Euro-Norm 6d-Temp war ein Zwischenschritt – nun tritt am 1.1.2021 die Euro-Norm 6d in Kraft.
Grenzwerte noch gleich, aber andere Umrechnungsfaktoren
Trotz des neuen Analyseverfahrens gelten aber immer noch die Grenzwerte der im September 2017 eingeführten Euro-6-Norm: Im Messverfahren WLTP ist für einen Diesel-Pkw der CO-Ausstoss (Kohlenmonoxid) auf 500 Milligramm pro Kilometer (mg/km) begrenzt, der NOx-Ausstoss (Stickoxide) darf nicht über 80 mg/km liegen. Sowohl für Diesel- als auch für Ottomotoren darf die Partikelmasse 4,5 mg/km nicht überschreiten. Bei Benzinern ist ein CO-Ausstoss von maximal 1.000 mg/km vorgeschrieben, während die NOx-Emission den Wert von 60 mg/km nicht überschreiten darf.
Der Unterschied zwischen den beiden Euro 6d-Normen ist der Konformitäts-, also der Umrechnungsfaktor, um den die Messung im RDE-Verfahren von den Prüfstands-Ergebnissen abweichen darf. Bei Euro 6d-TEMP darf ein Diesel auf der Strasse den 2,1-fachen NOx-Ausstoss im Vergleich zum Prüfstand aufweisen. Liegt der Ausstoss im Labor bei 80 mg/km, dürfen es auf der Strasse 168 sein. Bei Euro 6d liegt der Faktor nur noch bei 1,43 – also maximal 114,4 mg/km im Realbetrieb. Bei den Feinstaubpartikeln liegt der Konformitätsfaktor in beiden Fällen bei 1,5, was auch für Ottomotoren gilt.
Übrigens: Konkrete CO2-Vorgaben (Kohlendioxid) gibt es auch nicht bei Euro 6 mit seinen Unterkategorien. Es gilt lediglich ein Zielwert für die gesamte Flotte eines Automobilherstellers, der ab 2021 auf 95 g/km begrenzt ist.
Was ist noch neu?
Ab dem 1. Januar 2021 wird für alle neu zugelassenen Autos das sogenannte FCM („Fuel Consumption Monitoring“) zur Pflicht: alle realen Kraftstoff- und Energieverbräuche während des gesamten Fahrbetriebs müssen vom Fahrzeug gespeichert werden. Sie können dann über die Diagnose-Schnittstelle ausgelesen werden. Ziel ist, weitere Abweichungen zwischen Prüfstandsmessung und Realemissionen bzw. -verbrauch erkennen zu können.
Welchen Einfluss hat die Euro-Norm 6d?
Neben der generellen Importbeschränkung für Neuwagen kommt die Euro-Norm vor allem bei Auslandsfahrten zum Tragen: viele europäische Städte verfügen bereits seit geraumer Zeit über Umweltzonen, die nur mit den sogenannten «Umwelt-Plaketten» – in Frankreich Crit’Air Vignette („certificat qualité de l’air“) – befahren werden dürfen. In jüngster Zeit werden auch immer mehr Durchfahrtsbeschränkung für bestimmte Strassen oder Stadtteile erlassen. Eine Nichtbeachtung führt zu Verkehrsbussen.
Wie finde ich die Euro-Norm meines Fahrzeugs heraus?
Wer wissen möchte, welcher Euro-Norm sein Auto entspricht, kann im Fahrzeugausweis im Feld 72 den Emissionscode seines Fahrzeugs feststellen. Anhand der Übersicht der Emissionscodes des ASTRA lässt sich dann die entsprechende Euro-Norm ermitteln. Neufahrzeuge sollten für die Euro-Norm 6d den Emissionscode B6d aufweisen.
